Literaturland Baden-Württemberg
Stuttgart 1912
Stuttgart 1912

Wilde Kirschen (1888) 

 

So heißt das erste Buch auf dem Gebiet der Dorfliteratur. Es ist eine Sammlung von 9 Erzählungen, die lauter wirkliche Begebenheiten aus Hansjakobs Erlebnisbereich enthalten, keine Fabeleien und erfundenen Zutaten. „Jeder Mensch ist ein Original aus Gottes Hand.“ Solch unverbildete Menschen, verglichen mit wilden, nicht veredelten Kirschen, hat unsere Schriftsteller in seiner Jugend kennengelernt, und sie „streng nach der Natur und dem wirklichen Leben gezeichnet.“ Kleinbürger und Handwerker sind seine „Helden“. Solch einer ist

   Valentin der Nagler, Nachbar seines Vaterhauses. Gern weilte Hansjakob als Knabe in der Nagel- und Hammerschmiede, deren Gewerbe stets auf das empfängliche Kindergemüt einen tiefen Reiz ausübte. Heinrich stand mit Valentin auf vertraulichem Fuß. Valentins Bruder war in Freiburg angesehener Rechtsgelehrter. 1881 veröffentlichte Hansjakob sein Lebensbild in den „Badischen Biographien“. Mit innerer Anteilnahme schilderte Hansjakob das bewegt Leben des geplagten, aber stets frohgemuten Valentin, der neben seiner Berufsarbeit noch ehrenamtlich seinen Mitbürgern diente. Eine Episode in dieser Erzählung ist die ergreifende, dramatische Geschichte vom heldenhaften Sterben des Hermesburen.

   Lauter Originale sind auch die 6 Söhne des Kupferschmieds Sandhas, die in dem Kapitel Die Sandhasen vorgestellt werden.

   In nächster Nachbarschaft des Hansjakob’schen Geburtshauses steht noch heute das große Holzgiebelhaus der Familie Sandhas. Hansjakobs Großtante, die Schwester des „Eslbecke“, hatte den Kupferschmied Lorenz Sandhas geheiratet, und diese beiden wurden die Eltern mehrerer ganz hervorragender „wilden Kirschen“. So leitet Hansjakob seine Erzählung ein. Und dann erzählt er in allen Einzelheiten den Lebenslauf der 6 talentvollen Söhne, die alle auch in der Kaiserstadt Wien, dem Hauptziel aller süddeutschen Handwerksburschen, waren. Die Sandhasen-Brüder, die bis auf den Jüngsten das Handwerk des Vaters erlernt hatten, bildeten ihr Talent teilweise in anderen Erwerbszweigen aus.

   Valentins Zunftgenossen, sagt Hansjakob, verdienen es alle, zu den „wilden Kirschen“ gerechnet zu werden. Es sind der Nagler-Wendel, der Nagler-Bührer, der Hie-Verreck, Norbert der Bur und der Nagele-Karle. Jeder einzelne wird von seinem Landsmann unter die Lupe genommen und in interessanter Weise den Lesern vor Augen geführt.

   Der kritisch Hans ist ein Vertreter der Maurer-Originale, der durch seine Urwüchsigkeit und seine Sucht, sich recht gewählt auszudrücken, den Posten eines Stadtbaumeisters erhielt, den er auch ohne tierischen ernst zur Zufriedenheit seiner Mitbürger ausfüllte.

   Mit dem Närrischen Maler wird uns eine echte Künstlernatur vorgeführt. Es ist die ergreifende Geschichte eines hochbegabten Künstlers, der von seiner Umwelt nicht verstanden und deshalb verkannt wurde, bis er schließlich in stiller Gefasstheit sein Leben beschloß. Mit dieser Geschichte ist unserm Schriftsteller eine künstlerische Leistung gelungen. Zugleich ist es sein Verdienst, den großen Landsmann Karl Sandhas weiten Kreisen bekannt gemacht und unter Mithilfe der Haslacher sein Andenken durch Errichtung eines Gedenksteins in würdiger Umgebung bis heute erhalten zu haben.

Wilde Kirschen. Erzählungen aus dem Schwarzwald. Enthält die Erzählungen »Valentin, der Nagler«, »Valentins Zunftgenossen«, »Der kritisch’ Hans«, »Die Sandhasen«, »Der närrische Maler«, »Der Christian«, »Der Postsekretär«, »Volksärzte und Heilkünstler« und »Der Hosig«.

  • 1. Auflage. Heidelberg: Weiß 1888. V, 362 S.
  • 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Volksausgabe. (Ausgewählte Schriften in
    8 Bänden, 3. Band). Heidelberg: Weiß 1893. VI, 373 S. 
  • 3., verbesserte und erweiterte Auflage. Heidelberg: Weiß 1893. VI, 373 S.
  • 4., verbesserte und erweiterte Auflage. Volksausgabe. (Ausgewählte Schriften in  Bänden, 3. Band). Heidelberg: Weiß 1896. VII, 395 S. 
  • 5., verbesserte und erweiterte Auflage. Heidelberg: Weiß 1901. VIII, 395 S.
  • 6., verbesserte und erweiterte Auflage. Volksausgabe. (Ausgewählte Schriften in
    8 Bänden, 3. Band). Heidelberg: Weiß 1902. VIII, 395 S.
  • 7., verbesserte und erweiterte Auflage. Ohlau: Leichter 1905. VIII, 395 S.
  • 8., verbesserte und erweiterte Auflage. Ohlau: Leichter [1906]. VIII, 395 S.       
  • 9., verbesserte und erweiterte Auflage. Ohlau: Leichter [1908]. VIII, 395 S.
  • [10. Auflage]. Volksausgabe. (Ausgewählte Schriften in 10 Bänden, 3. Band). 1.-6.Tsd. Stuttgart: Bonz 1910. 369 S., 7.-8.Tsd. Stuttgart: Bonz 1918. 369 S., 9.-11.Tsd. Stuttgart: Bonz 1921. 369 S., 12.Tsd.   Stuttgart: Bonz 1927. 369 S.
  • 11. Auflage. Illustriert von Curt Liebich. Stuttgart: Bonz 1912. 586 S.
  • 12. Auflage. Illustriert von Curt Liebich. Stuttgart: Bonz 1912. 586 S.
  • 13. bis 14. Auflage. Illustriert von C. Liebich. Stuttgart: Bonz [1924]. 584 S.
  • 15. Auflage. Bearbeitet von Franz Schmider. Hrsg. Stadt Haslach im Kinzigtal. Freiburg i. Br.: Rombach 1962. 476 S.
  • 16. Auflage. Illustriert von Curt Liebich. Bearbeitet von Manfred Hildenbrand. Haslach im Kinzigtal: Selbstverlag der Stadt Haslach 1983. 411 S.
  • 17. Auflage. Illustriert von Curt Liebich. Bearbeitet von Manfred Hildenbrand. Haslach im Kinzigtal:  Hansjakob-Verlag 1992 (Nachdruck 2001). 411 S.