BRIEFWECHSEL
Dr. Hansjakob (Freiburg)
Dr. Heim (Regensburg)
Von Ulrich-Dieter Oppitz
Im Jahre 1904 hatte der bayerische Nationalökonom Dr. Georg Heim den badischen Pfarrer und Schriftsteller Dr. Heinrich Hansjakob wegen eines Beitrages für einen von ihm herausgegebenen Kalender angeschrieben. Im Sommer 1905 unternahm Hansjakob mit seinem Kutscher eine Reise durch Nieder- und Oberbayern, bei der er näher mit dem Wirken Heims bekannt wurde. In dem Reisebericht „Sonnige Tage“, in dem Hansjakob 1906 seine Sommerreise beschrieb, widmete er dem ihm Geistesverwandten eine Lobrede. Hieraus entwickelte sich zwischen beiden ein Briefwechsel, der erst mit Hansjakobs Tod endete.
Neuerscheinung
lesensWertes 3
1. Auflage (August 2024)
Edition: Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft 2024
34 S., ISBN 978-3-946254-53-9
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Als Band 16 in der Reihe „Kleine Hansjakob-Edition“ gibt die Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft in diesem Jahr Heinrich Hansjakobs Flugschrift „Unserer Volkstrachten. Ein Wort zu ihrer Erhaltung“ neu heraus.
Wie kaum ein anderer hat sich Heinrich Hansjakob damals für die Erhaltung der bäuerlichen Volkstrachten eingesetzt. Das Festhalten an Tracht und Brauchtum sollte das Landvolk vor den Gefährdungen des industriellen Zeitalters und des falsch verstandenen Fortschritts der Zivilisation bewahren. Auf Anregung des Schwarzwaldmalers Wilhelm Hasemann aus Gutach verfasste Heinrich Hansjakob 1892 diese 24-seitige Broschüre, welche im Freiburger Herder-Verlag aufgrund der großen Nachfrage insgesamt vier Auflagen erlebte. Hansjakobs Schrift stellte die erste, von einer größeren Öffentlichkeit beachten Aufforderung zu einer aktiven Trachtenpflege dar. So entstanden in dieser Zeit im badischen Raum zahlreiche Trachtenvereine und Trachtenfeste mit dem Ziel, die alten Volkstrachten zu erhalten. Trotz mancher Unzulänglichkeiten hat er anscheinend die Meinung maßgebender Leute damit genau getroffen und dennoch konnte Widerspruch nicht ausbleiben.
Dieser kam dann auch vom evangelischen Pfarrer Richard Nuzinger aus Gutach, der vier Jahre nach Hansjakob in Zell im Wiesental seine 38-seitige Schrift „Die Erhaltung der Volkstrachten. Eine Warnung“ erscheinen ließ. Er setzt sich zunächst ausführlich mit der Argumentation von Hansjakob auseinander und behandelt dann in eigenen Kapiteln die Trachtenvereine, die Trachtenfeste und das Verhältnis der Kurgäste zur Tracht. Zwar erfreut er sich auch an der Tracht, doch beurteilt er aus seiner profunden Kenntnis der Verhältnisse die Möglichkeiten und die Notwendigkeit der Trachtenerhaltung wesentlich anders als Hansjakob. Eine zweite Auflage erschien 1897 im Evangelischen Verlag in Heidelberg.
Auf eine weitere, im Jahr 1896 in Karlsruhe erschienene Arbeit muss hier eingegangen werden. Sie stammt von dem Architekten und Rektor der Karlsruher Gewerbeschule Dr. Thomas Cathiau und erschien als Sonderabdruck aus dem Unterhaltungsblatt der „Badischen Landeszeitung“ unter dem Titel „Gedanken über die Erhaltung der Volkstrachten“. Cathiau bezieht sich auf die Veröffentlichungen von Hansjakob und Nuzinger. Ohne entschieden für den einen oder den anderen Stellung zu nehmen, gehört seine Zuneigung eher Hansjakob. Cathiau geht auf die Gründung der Trachtenvereine und die zahlreichen Trachtenfeste von 1894 und 1895 ein, die damals übrigens auch in anderen europäischen Ländern Konjunktur hatten.
Sowohl die Schrift von Richard Nuzinger als auch die Arbeit von Thomas Cathiau sind dieser Neuherausgabe beigegeben. Der interessierte Leser kann damit die Argumentationen des jeweiligen Verfassers nachvollziehen und sich so eine eigene Meinung dazu bilden. Abgerundet durch ein Vorwort von Alexander Bächle und die Geschichte des Schwarzwälder Trachtenmuseums von Alois Krafczyk enthält das Buch auch zahlreiche fotografische Abbildungen aus der Kunstmappe „Bilder aus dem Schwarzwald“ von Wilhelm Hasemann.
Neuerscheinung
HANSJAKOB – UNSERE VOLKSTRACHTEN
Ein Wort zu ihrer Erhaltung. Herausgegeben von Peter Schäfer. 1. Auflage, Edition: Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft 2023, 144 S., ISBN 978-3-946254-16-4, Verkaufspreis: 19,50 €